FreiSchreiben. Literatur und Widerstand: „Exit: Europa. Ausweg: Europa“

Veröffentlicht am 3. November 2016 in der Kategorie

 

Autorengespräch mit Fiston Mwanza, Ghayath Almadhoun und Sergej Lebedew
Moderation: Thomas Wolkinger

Mo., 7. November 2016, 20.00 Uhr
ISOP, Dreihackengasse 2, 8020 Graz

Fiston Mwanza, Ghayath Almadhoun und Sergej Lebedew verließen ihre Ursprungsländer, um in Mittel- bzw. Nordeuropa zu leben. Sie schreiben Gedichte, Dramen, Romane, Blogs in ihrer Muttersprache und setzen sich mit Themen auseinander, die in ihren Ursprungsländern virulent (was oft gleichbedeutend mit tabuisiert) sind, ohne sich der Gesellschaft, in der sie aktuell leben, anzudienen. Widerständigkeit, Wachheit und poetischer Anspruch zeichnen ihre Arbeiten aus.

 

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In rhythmisierter Sprache thematisieren die Gedichte, Prosa-Arbeiten und Theaterstücke des aus der demokratischen Republik Kongo stammenden Autors Fiston Mwanza Willkür, Verrohung, den Zynismus der Macht – und Überlebenswillen. Im Besonderen gilt das für sein Romandebüt „Tram 83“, das mit etlichen Preisen ausgezeichnet wurde. Drei Orte verdichten die gesellschaftliche Paralyse: der Titel gebende Nachtclub Tram 83, eine brodelnde Bordellbar und Mikrokosmos einer heruntergekommenen afrikanischen Stadt (inspiriert wohl von Lumbumbashi, wo Fiston Mwanza aufgewachsen ist und studiert hat), die Minen, und der Bahnhof, ein halbfertiges, von Granateneinschlägen zerschundenes Metallgerüst.

 

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Der palästinensische Dichter und Filmemacher Ghayath Almadhoun wuchs in einem Flüchtlingscamp in Damaskus auf, bevor er 2008 nach Schweden emigrierte, wo er heute lebt. In lakonischen, unter die Haut gehenden Bildern setzt er sich mit Krieg, Vertreibung, Flucht, Traumatisierung, Asyl auseinander, immer wieder auf Damaskus, die nun verheerte Stadt seiner Kindheit, Bezug nehmend. Mit „Asylansökan“ (Asylansuchen) betitelt er den ersten in schwedischer Übersetzung erschienenen Lyrikband, in dem er nicht nur die Situation von Asylsuchenden beschreibt, sondern auch einen Blick auf die Länder wirft, in die sie fliehen.

 

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Sergej Lebedew
deckt in seinem ersten Roman Der Himmel auf ihren Schultern Räume der Gewalt auf: die Reste der sowjetischen Lager im russischen Norden, Massengräber von erfrorenen und verhungerten Häftlingen im Permafrostboden der Tundra. In sprachkräftigen Bildern führt Lebedew die Tradition Solschenizyns und Schalamows weiter. Dies tut er allerdings aus der für die russische GULAG-Literatur neuen Perspektive der „dritten Generation“, aus der Sicht eines nach seiner Rolle und seiner Verantwortung fragenden Enkels der Täter.

Kulturzentrum bei den Minoriten & Internationales Haus der Autorinnen und Autoren Graz (IHAG), ISOP – INNOVATIVE SOZIALPROJEKTE & Kulturvermittlung Steiermark. Unterstützt durch: FH Joanneum, Institut f. Romanistik und Institut f. Slawistik der KF-UNI-Graz, ITAT der KF-UNI-Graz.
Ghayath Almadhoun ist Stipendiat im IHAG und Sergej Lebedew writer in exile im IHAG.

 

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