Korrektur der Bilder

Korrektur der Bilder

Die Notwendigkeit einer Korrektur der Bilder zieht sich als Motiv durch alle Beiträge von „Ohne Angst verschieden sein“. Sihem Bensedrine betont, dass „jeder Dialog sich auf der Grundlage des Bildes entwickelt, das man vom Dialogpartner hat; und dass die Korrektur dieses Bildes den ersten Akt eines fruchtbaren Dialoges darstellt“. In ihrem Essay kritisiert sie, dass sicherheitspolitische Verengungen nicht imstande sind, falsche Bilder von Migration aufzulösen, ganz im Gegenteil.

Correction of the Image war auch der Titel einer Ausstellung von Sihem Bensedrine in Kooperation mit ISOP und dem Internationalen Haus der AutorInnen Graz. Um eine Dekonstruktion kolonialistischer Klischees an Hand alter Postkarten geht es dabei. Diese orientalistischen Klischeebildungen äußern sich in der Ära des Postkolonialismus als antimuslimischer Rassismus, der eines der großen Probleme der Gegenwart darstellt. Gesellschaftspolitische Debatten über Integration werden durch diesen Diskurs oft überlagert und machen eine seriöse Diskussion unmöglich.

Einen anderen Blick auf die multikulturelle Geschichte Feldbachs werfen die Spaziergänge von Joachim Hainzl, eine respektvolle Erinnerungskultur, so sein Zwischenresümee, steht noch aus. Temporäre Installationen und Aktionen zum Thema „Grenzräume“ im öffentlichen Raum wurden von StudentInnen der FH-Joanneum, Ausstellungs- und Museumsdesign unter der Leitung von Anke Strittmatter konzipiert. Der Blick von Feldbacher Migrantenjugendlichen auf ihre Gesellschaft steht im Mittelpunkt des Stückes „Fremd in der Fremde“, das in Feldbach, Fehring und auch anderen Orten aufgeführt wurde. Jene, über die meist – und nicht selten vorurteilsbeladen oder auch rassistisch – geredet wird, lassen nicht mehr über sich verfügen und sind in diesem Stück selbst am Wort.

Eine monokulturelle Gesellschaft, so Navid Kermani, wäre ein Alptraum, Migration und kulturelle Vielfalt im kommunalen Raum offensiv und antidiskriminatorisch, durchaus auch konfliktorientiert im Ringen um eine solidarische Gesellschaft zu bearbeiten, stellt einen konkreten Widerpart gegen diesen Alptraum dar. Dafür steht die von ISOP eingerichtete Beratungsstelle für Integration und Antidiskriminierung, die die Bedürfnisse von Menschen ernst nimmt, wie der Beitrag von Michael Kern belegt. Wenn der Feldbacher Bürgermeister Kurt Deutschmann das Anliegen formuliert, dass Feldbach „zur ausländerfreundlichsten Kommune“ in der Steiermark werden soll, wird eben dadurch ein Beitrag zu diesem Vorhaben geleistet.
Robert Reithofer, ISOP