Wir sind da. MigrantInnen in der Mitte unserer Gesellschaft
Rot und Weiß sind die Farben sowohl der österreichischen als auch der türkischen Flagge. Sie bilden den Hintergrund der im Jahr 2010 in den Arkaden des Grazer Landhaushofes ausgestellten Fotoportraits von Meta Krese und können als Vorschein einer anderen Gesellschaft, als Verweis auf ein transnationales Gemeinsames gelesen werden.
Wir sind da, wir sind längst Teil der steirischen Gesellschaft, sagen uns die aus der Türkei zugewanderten Frauen, Männer und Jugendlichen. Wir sind da, nach einer langen Reise angekommen im Landhaus, dem Sitz des steirischen Landtages. Wir sind stolze Mitglieder dieser Gesellschaft.
„Wir sind da“ bildet den dritten Teil einer Reihe, die die Schriftstellerin Maruša Krese und die Fotografin Meta Krese in den letzten Jahren im Rahmen mehrerer Projekte von ISOP gestaltet haben. Die Ausstellung knüpft thematisch an „Ohne Angst verschieden sein“, dem Beitrag von ISOP zum Kulturfestival regionale08 und das Folgeprojekt „Neue Heimaten?“ aus dem Jahr 2009 an. Alle Teile verweisen aufeinander. Dasein als Frage nach neuen Heimaten, die doch brüchig sind. Sie beinhalten immer auch Erinnerungen an türkische Landschaften, die neben den Portraits in der Ausstellung gezeigt wurden. Neue Heimaten zu gestalten umschreibt die Notwendigkeit, an einem neuen Begriff von gesellschaftlicher Solidarität jenseits nationalistischer Grenzziehungen zu arbeiten.
Der vorliegende Katalog dokumentiert die Ausstellung in eben der Form, wie sie von Christian Wiedner im Grazer Landhaushof gestaltet wurde. Hofseitig wurden die Portraits der Menschen und Landschaften gezeigt. Die Rückseite der Fotos, die in den Arkaden des Landhaushofs zu sehen waren, kombiniert die verfremdeten Fotos mit einfühlsamen Texten von Maruša Krese. „Das Ausland verletzt immer“ heißt es da an einer Stelle, aktueller denn je.
Robert Reithofer, ISOP