Frau und fremd. Zur Lebensituation von Migrantinnen 1995/1
Frau und fremd.
Zur Lebenssituation von Migrantinnen
Frauen auf der Flucht
Andrea Sölkner
Drei Viertel aller Menschen, die zur Flucht gezwungen werden, sind Frauen und Kinder. Da ihre Männer bzw. Väter kämpfen, sich in Kriegsgefangenschaft befinden oder tot sind, müssen sie sich allein dem Flüchtlingsschicksal stellen. Frauen, Kinder und ältere Menschen zählen aber gleichzeitig zu jenen Gruppen, die am verwundbarsten sind. Sie sind in besonderem Maße von Ausbeutung, Mißbrauch, Gewalt, Krankheiten und Hunger bedroht.
Vor der Flucht ist sexuelle Gewalt oft “nur” Teil der Verfolgung. Sexuelle Ausbeutung oder Gewalt machen einen Teil der Erfahrungen aus, die Frauen mit Soldaten oder Grenzbeamten, mit anderen Flüchtlingen oder Männern der ortsansässigen Bevölkerung auf beiden Seiten der Grenze machen müssen. Es ist keine Seltenheit, daß Frauen und junge Mädchen, selbst wenn sie vermeintlich schon in Sicherheit sind und unter Schutz von UNHCR stehen, auch in Flüchtlingslagern eingeschüchtert, geschlagen, verletzt, angegriffen oder vergewaltigt werden.