Arbeitslosigkeit 2004/48

Arbeitslosigkeit

The never ending story über Arbeitslosigkeit und
die daraus resultierenden gesundheitlichen und sozialen Belastungen.

Brigitte Brand

Zusammen mit Paul Lazarsfeld und Hans Zeisl sowie einem großen Team von MitarbeiterInnen und StudentInnen führte Maria Jahoda 1931/32 eine der ersten systematischen Untersuchungen über die Folgen von langer Arbeitslosigkeit durch. Als Untersuchungsort wurde Marienthal in Niederösterreich gewählt, ein kleines Fabriksdorf, das sich dadurch charakterisieren ließ, dass die Geschichte der Fabrik zugleich die Geschichte des Ortes war.

Marienthal war jahrzehntelang ein Synonym für Industrialisierung und Aufstieg, die Textilfabrik gab mehr als 1000 Menschen Arbeit. Mit der Schließung der Fabrik um 1930 wurde Marienthal ein klassisches Beispiel für den Absturz eines ganzen Ortes in die Arbeitslosigkeit.

Das Besondere an dieser empirischen Studie ist der Versuch, die Arbeitslosigkeit von allen Seiten zu erfassen, „die Lücke zwischen den nackten Ziffern der Statistik und den Eindrücken der sozialen Reportage auszufüllen“. Wo immer möglich, wurden qualitative Einzelbeobachtungen mit objektiven Faktoren verbunden.
Die ForscherInnengruppe verfuhr nicht nach einem starren Forschungsplan, sondern entwickelte die methodischen Optionen aus der Situation oder, wie Maria Jahoda es formulierte, „die Methoden erwuchsen aus der Konzentration auf das Problem, nicht um ihrer selbst willen“.

Die Marienthalstudie skizziert die außerordentlichen Belastungen der Menschen durch Arbeitslosigkeit und durch äußere Umstände überhaupt und erfasst erstmals die Realität von Resignation und Apathie als Folge von Arbeitslosigkeit.