Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark für Fred Ohenhen
Fred Ohenhen, seit zwanzig Jahren Projektleiter von „IKU – Interkulturelle Bildungsarbeit in Kindergärten und Schulen“ bei ISOP, wurde am 5. November 2018 von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark verliehen.
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Fotos: ©steiermark.at/Frankl
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Unser geschätzter Kollege Fred hat uns die beeindruckende Rede, die er bei seiner Ehrung gehalten hat, zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt:
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann,
liebe Mit-Ausgezeichnete,
verehrte Gäste!
Es ist mir eine sehr große Ehre, hier in meinem Namen und im Namen meiner Mit-Geehrten stehen und sprechen zu dürfen.
Ich bin fest überzeugt, dass jede und jeder von uns das, wofür wir geehrt werden, sehr gerne macht – und wenn man für das, was man mit Herzblut und Engagement tut, nicht nur bezahlt wird, weil man es vielleicht im Rahmen seiner Berufsausübung tut, sondern auch öffentlich bedankt wird in Form einer Ehrung, so ist das eine ungeheure Freude und Motivation.
Ebenso bin ich überzeugt, dass viele Menschen, die hier heute als Gäste im Raum sitzen, auch diese Ehrung verdienen würden. Heute sind wir in der glücklichen Lage und nehmen sie gerne an – danke, dass ihr euch alle mit uns freut; danke, dass ihr – Sie alle – mit uns feiert!
Was meine Arbeit und meine Person betrifft, so möchte ich sagen, dass diese Ehrung mir zeigt, dass unsere Arbeit in Zeiten wie diesen bei der ISOP sowie bei vielen NGOs, die für ein besseres Miteinander eintreten, wahrgenommen, geschätzt und honoriert wird …
Und es ist wichtig, dass wir nicht müde werden, denn unsere Arbeit wird nicht weniger – sie ist heute wichtiger denn je.
Umso mehr ist es mir ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass in diesem Bereich der Integrations- und Antirassismusarbeit in den Bemühungen um einen friedlichen und respektvollen Umgang miteinander, im Bemühen, Spaltungen in der Gesellschaft gar nicht erst entstehen zu lassen, noch mehr getan werden muss!
Denn was wir heute in diesem Bereich sparen, könnte morgen teuer werden.
Diese Ehrung heute zeigt mir und lässt mich darüber reflektieren, dass der Einsatz für diese Ziele sehr wohl Früchte trägt …Als ich vor 28 Jahren nach Graz kam, sind Leute im Bus oder in der Straßenbahn noch aufgestanden, wenn ich mich neben sie setzen wollte … Jetzt stehe ich da vor Ihnen und bekomme das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark!! Dafür sind viele Menschen mitverantwortlich … Einige von ihnen sind heute da, und ich nehme das Ehrenzeichen auch stellvertretend für sie in Empfang.
Ich möchte heute aber nicht zum Feiern übergehen, ohne einen Appell auszusprechen:
Einen Appell an die Politik, die Medien, an alle in diesem Land, aber auch an alle, die heute hier im Raum sind: Wir leben alle in ein und derselben Welt …
Wir leben in einer Gesellschaft, die längst vielfältig geworden ist … Wir leben, besonders in den Städten, längst in einer multikulturellen Gesellschaft … Allein in Graz leben heute Menschen aus mehr als 160 Nationen, und wir feiern heuer nicht nur 70 Jahre Menschenrechte, sondern diese, unsere Stadt Graz, trägt den Titel Stadt der Menschenrechte seit bereits 17 Jahren: Ist also Mensch gleich Mensch oder sind einige gleicher als die Anderen – werden heute noch Unterschiede bewusst oder unbewusst gemacht?
Woran erkennt man heute in unsere Zeit und in unserer Gesellschaft eine Österreicherin/einen Österreicher?
Durch die Hautfarbe, die Religion, die Muttersprache, das Benehmen oder durch den Pass, so wie es im Gesetz steht?
Idia, Alice und Alina, darf ich euch bitten, kurz nach vorne zu mir zu kommen?
Wenn ich heute mit meiner Familie nach Nigeria fliege, in mein Geburtsland, in dem meine Mutter und meine Geschwister leben, benötigt nicht nur meine Frau – eine Mariahoferin – eine Einreisegenehmigung, also ein Visum, wofür wir auch immer zahlen müssen, sondern auch meine Kinder und ich, weil unser Pass österreichisch ist … Wir vier – die Mädels und ich – sind nur vier von ca. 1,3 Millionen sog. Österreichern mit Migrationshintergrund, zu denen zum Beispiel auch unser Bundespräsident Herr Dr. Van der Bellen zählt.
Vielleicht sind heute auch noch ein paar von uns im Publikum!
Wir stehen für die Vielfalt dieses Landes und möchten – auch mit unserer Arbeit – zeigen, dass die Hautfarbe eines Menschen, wo er geboren ist, ob groß, dick oder dünn, welche Religion er ausübt, Sexualität oder Beeinträchtigung, gar nichts über ihn oder seinen Charakter aussagt. Denn Deppen gibt es in allen Farben, unter allen Religionen und von jeglichem Körperbau …
Die Politik leistet ihren Teil, die Medien auch – man kann immer darüber reden, ob der Teil, den sie leisten, wohl genug oder angemessen ist – und Sie!!
Herzlichen Dank noch einmal im Namen aller Ausgezeichneten.
Fred Ohenhen, 5.11.2018